recylced from Facebook 😉
Stuttgart 21 – Kinder, Frauen, Rentner werden niedergeknüppelt, mit Reizgas und Wasserwerfern beschossen…
Gesundheits-„Reform“ – der Ausstieg aus dem Solidarsystem ist beschlossen, belastet werden überwiegend diejenigen mit niedrigeren Einkünften, der Gesundheitsminister würde am liebsten ein Vorkasse-Prinzip einführen, das dazu führen würde, dass sozial Schwache sich jeden Arztbesuch dreimal überlegen müssten…
Hartz-IV-„Reform“ – FÜNF Euro mehr im Monat für diejenigen, die von der „Gesellschaft“ (wer immer das auch sein mag) praktisch eh schon aufgegeben sind – und das ist der CSU noch zuviel… auch wenn die Gesamtkosten dieser „Reform“ ungefähr die Hälfte dessen ausmacht, was das Wahlgeschenk der FDP an die Hotelbranche den Staat an Einnahmen kostet.
AKW-Laufzeiten – eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung ist gegen Atomkraft, aber die Energielobby setzt sich durch.
Von Sauerland, Sarrazin, KiPo-Hysterie (die den Überwachungsstaat rechtfertigen soll) usw. will ich gar nicht erst anfangen.
Es gibt viel, worüber man in Deutschland 2010 verärgert, wütend, frustriert sein kann und muss. Was sich über die Jahre hinweg angedeutet hat, ist nunmehr perfektioniert: die völlige Abkoppelung des Regierungsapparats von einem Großteil derer, den er repräsentieren, in deren Interesse er handeln soll. Wichtiger als eine Politik, die der Bevölkerung nutzt (und gerade den einkommensschwachen Teilen dieser Bevölkerung, die am stärksten darauf angewiesen ist) ist offensichtlich eine Politik, die den einflussreichen Lobbyverbänden nutzt und den Protagonisten dieser Politik nach ihrer politischen Karriere einträgliche Aufsichtsratposten zuschachert. Aber das ist natürlich nur eine Seite der Medaille – viel schlimmer ist es, dass von seiten dieser schwarz-gelben Popanze, auch wenn dies schon von der Agenda-2010-verseuchten Schröder-Saat vorbereitet wurde, gezielt Ausgrenzungspolitik gemacht wird. Es gibt nur noch „wir oder sie“, schwarz oder weiß, wer nicht mit uns ist, ist gegen uns und muss bekämpft werden. Es wird – man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen – Neid gegen die Ärmsten und Schwächsten geschürt: gegen Hartz-IV-Empfänger, die fünf Euro mehr im Monat ja glatt für Kippen und Bier auf den Kopf hauen könnten. Nicht gegen die Ackermänner, die „Leute entlassen“ für ein wirtschaftliches Allheilmittel halten, nicht gegen Investmentbanker, die mit zwei Mausklicks globale WIrtschaftskrisen auslösen können, die ganze Länder ins Chaos stürzen, nicht gegen diejenigen, die wie die Maden im Speck sitzen. Während die Schere zwischen Mittel- und Oberschicht immer weiter aufgeht, treibt man die Mittelschicht in Hysterie gegen die Unterschicht.
Stuttgart 21 und der brutale Umgang mit den Demonstranten – es ist das gleiche Prinzip. Wer nicht mit uns ist, ist gegen uns. Wer es wagt, ein Projekt in Frage zu stellen, dessen Kosten explodieren und dessen Nutzen, vorsichtig ausgedrückt, zweifelhaft ist, kann ja nur ein linksradikaler gewaltbereiter Terrorist sein – ob 14 oder 71 Jahre alt, ist ja egal. Knüppel drauf. Trifft keinen Verkehrten. Schließlich machen Regierungen keine Fehler.
Die Medien? Verschleißen sich in Existenzangst in Gefechten mit dem bösen Internet, halten belanglosen Promi-Klatsch für wichtiger als kritische Informationen und unterstützen durch bodenlose „scripted reality“-Sendungen die Untermensch-äh,-schichtklischees und stellen ansonsten mit Zoodokus und Telenovelas die breite Masse ruhig.
Im Endeffekt spielt das nur den Radikalen auf beiden Seiten des politischen Spektrums in die Karten – eine gewisses Parallele zu den letzten Zuckungen der Weimarer Republik meine ich zu erkennen, nur dass die Radikalisierung diesmal nicht aus einer Schwäche der „Volksparteien“ entspringt, sondern von einer dieser Parteien selbst aktiv befeuert wird (ob da wieder das alte FJS-Dogma, dass es rechts von der Union keine Partei geben darf, durchspringt und man unbedingt die 10 % rechtsextremes Wählerpotential abfischen muss, egal, ob man damit die Mitte verscheucht?). Und das stimmt mich nicht zuversichtlich für die nächsten Jahre. Man sollte wirklich ans Auswandern denken. Kanada soll sehr hübsch sein.